Umwelterziehungsprojekt Ometepe, Nicaragua


Bericht vom 02. April 2020

von Karin Allgeier, Projektleiterin

Ihr Lieben,

ich weiss, dass ihr in Deutschland schon seit einigen Wochen in Isolation daheim sitzt und es bei euch keine Schule und vieles andere mehr gibt. Ich schau mir täglich im Kabelfernsehen die erschreckenden Nachrichten BBC London und Frankreich und USA an, krieg auch was von Spanien mit, gelegentlich auch was von Deutschland.

Hier allerdings erfüllt die Regierung nur 2 der Internationalen Bedingungen und daher haben wir immer noch ganz normal Schule. Auch an den Universitäten sind die Nationalen immer noch offen, alles Private hat schon längst zu. Einige machen per Internet Fernunterricht. Die Lehrer müssen also weiter Unterricht machen auch wenn weniger Schüler kommen, weil halt doch einige Mütter Panik kriegen. Auch auf der Insel gibt es einiges an Tratsch und dadurch Panik, weil Leute aus Costa Rica nach La Palma zurückkommen, und zwar über den Seeweg, also nicht über die offizielle Grenze. Aber es wird auch an den Grenzen lediglich überprüft ob jemand Fieber hat, Blutanalysen werden keine gemacht. Manchmal ist es auch politisch absichtlich gesteuerte Panik gegen die Regierung, die ja nichts macht.

Ich weiß nicht, ob es bis in den Internationalen Nachrichten durchgekommen ist, was im Moment in El Salvador abläuft. Der Präsident hat per Fernsehen Nationalen Shutdown erklärt und jeder Familie die inoffiziell arbeitet (75% der Bevölkerung), hat er selber gesagt. Er hat jeweils pro Familie 300 Dollar versprochen, und hier in diesem Video könnt ihr selber sehen was passiert. https://www.youtube.com/watch?v=Nv0zv1Xv0MQ

Ich hab mir damals schon gedacht, als ich das gehört hat, man müssen die gut organisiert sein, damit die so was machen wollen, aber da sie im Vergleich zu Nicaragua ein recht kleines und eng besiedeltes Land sind, hab ich gedacht, nun ja. Aber ich glaube jetzt wird die Medizin teurer kommen als die Krankheit, denn hungrige, verzweifelte Menschen sind ungut zu genießen, die haben am Ende vor nichts mehr Angst.

Von daher bin ich irgendwie froh dass bei uns noch irgendwie so eine wenigstens oberflächliche Ruhe besteht und die Menschen sich wenigstens noch freiwillig isolieren können. Natürlich wenn sich langsam alles schließt, wird es auch hier finanziell enger werden, aber vorerst...

Alex und ich gehen auch noch an die Schulen, hier seht ihr Fotos von einem Besuch von letzter Woche, Morgen gehen wir wieder hin. An der Grundschule in Las Pilas haben wir mit den Schülern verschiedenes gemacht. Alex hat ein Wasserbecken gebaut, wo dann anschließend die Wasch- und Trinkstelle aus den gefüllten Plastikflaschen drankommt. Aber erst mal ist wichtig, dass die Ziegel fest gemauert sind und fein verputzt werden, damit das Wasser nicht durch die Wände durchsickert.

Ich hab die Zeit genutzt noch Flaschen zu füllen und einen Mülleimer aus Plastikflaschen zu machen. Sie haben gelernt wie es geht und keiner hat sich verbrannt, was nicht einfach ist. Weil ein Lehrer fehlte und manche recht wild waren. Aber ihr seht, dass hier alles noch recht normal ist. Ich bin am Anfang auch sehr erschrocken und bin daheim geblieben, aber wenn man sich von all den Nachrichten deprimieren lässt, macht das die körperliche Abwehr nur kaputt und das ist für jede Krankheit schlecht. Also lieber positiv bleiben und was machen. Wir arbeiten also so lange an den Schulen wie sie es uns erlauben und wir es für vernünftig halten. Ca. 20% bis 30% der Schüler kommen nicht, bei den kleinen Grundschulen gelegentlich auch mehr.

Aber den Kindern und Jugendlichen merkt man nichts an, die sind locker wie eh und je. Auch Alex und mir gegenüber.

Also dann, ich freu mich wenn ihr mir schreibt, und Zeit habt ihr ja jetzt hoffentlich etwas mehr,

ganz herzlich, Karen