Umwelterziehungsprojekt Ometepe, Nicaragua


Bericht vom 25. Dezember 2020

von Karin Allgeier, Projektleiterin

Ihr Lieben,

ich hoffe es geht euch allen gut und dass ihr freudige, friedliche und schmackhaft festliche Feiertage zusammen mit eueren Allerliebsten haben werdet. Hoffentlich in Person oder sonst halt wie so vieles dieser Tage "per Online" wie sie es hier nennen. Hier ist es vorerst nur der Unterricht, aber schon das hat deftige Auswirkungen in der Ausbildung, die eh schon zu wünschen übrig lässt. Die meisten Lehrer gewöhnen sich gerade erst mal an intelligente Handys, haben also von Computern und wie das ganz dann Online vorbereitet wird, damit es dann auch wirklich sinnvoll für die jugendlichen Schüler oder Studierenden ist, so gut wie keine Ahnung. Manche sind dann auch noch entsprechend stur und uninteressiert um sich irgendwie da durchzuwursteln per Internet; und wenn sie von wem junges geschult werden, dann fühlen sie sich wie unfähige Opas zurückgestuft. Es ist also wirklich schwierig, denn viele ältere Lehrer warten nur noch auf ihre Pensionierung und auch aufgrund von politischen Desillusionen im täglichen Lehreralltag geben sie sich irgendwie nicht mehr die Mühe, die sie sich eigentlich wirklich geben sollten. Denn sie sind Lehrer aus LIEBE zu den Schülern, damit die Lernen und eine würdige Zukunft haben. Das waren und sind teilweise unsere Covid-Probleme hier an den Schulen auf der Insel und an den Universitäten auch teilweise. Aber alle haben ihr Abitur gefeiert, in der Kirche, mit Maske und an der Schule dann ohne, was recht paradox war. Danach dann auch noch Disko-Fest bis 2 Uhr nachts wo das ganze Dorf zusammenkommt und tanzt. Also keinerlei Vorsichtsmaßnahmen wegen Covid, aber die gibt es hier eh schon seit längerem nicht mehr, zumindest hier nicht.

Wir haben den Schülerinnen der 6ten Klasse in La Palma gezeigt wie man Recycling-Weihnachtsschmuck macht. Zuerst haben wir uns einiges im Internet (bei mir in Balgüe) angeschaut und sie haben ausgesucht was sie machen wollen, dementsprechend haben sie die Plastikflaschen und anderen Materialien (sozusagen Müll) zusammengesucht und dann haben wir richtig nette Sachen gemacht. Einmal erlernt, können sie dann den anderen zeigen wie's geht.

An der Grundschule in Balgüe wollten wir mit den Schülern der 6ten Klasse und deren Eltern alte Reifen in Blumentöpfe umwandeln, aber da es kurz nach dem ersten Hurrikane war, waren alle zu sehr auf dem Land beschäftigt, selbst nachmittags, so dass tatsächlich nur ein junger Mann kam und das weil er die Aufgabe hatte, den Rasen zu mähen, was er dann auch brav gemacht hat mit seiner Machte. Aber danach hat er dann Alex geholfen den ersten Reifen umzudrehen, und beim zweiten Reifen, da hat er dann voll mitgeholfen und auch wirklich gelernt wie's geht. Aber es ist gar nicht so einfach da rein zu schneiden in diese dicke Gummischicht, und dann auch noch eine Richtung da beizubehalten. Nun ja, gut Ding will Weile haben... zum Glück hat er es mit Humor genommen, auch wenn seine Schnippelei recht schief wurde. Aber letztlich haben wir es trotzdem wieder zu einem doch recht annehmbaren Zacken hingekriegt, so dass ein netter Blumentopf daraus entstand. Inzwischen hatten wir einige Mütter, mit ihren Kindern und Enkelkindern, die uns neugierig zuschauen. Als dann die beiden Blumentöpfe fertig waren, geschah was einzigartiges: Eine der Mütter geht auf einen der Blumentöpfe zu und sagt wie schön der doch sei, nimmt ihn und meint ob sie den nehmen könne. Ihre Haltung war so frech und keck, dass es uns erst mal die Sprache verschlagen hat, denn die Blumentöpfe waren ja für den Schulgarten gedacht und nicht für privat. Dass man sich sowas erarbeiten muss, nicht einfach zugreifen und es mitnehmen kann. Und dann reagiert die Frau so richtig im Sinne des Güegüenses, ja sie wolle den Reifen ja nicht mit zu sich nach Hause nehmen, sondern in den Schulgarten stellen. Von uns kommt nur ein großes verwundertes Ahhhh. Und sie erklärt, dass jede Klasse einen kleinen Teil des Schulgartens hat und da ihre Enkelin in der 3ten Klasse ist, wolle sie den Reifen da hinnehmen. Um alles nicht noch peinlicher werden zu lassen, denn Alex und ich kennen die Frau gut und wissen genau wie's gemeint war, sag ich, dass wir das nächste mal mit den Eltern der 3ten Klasse Reifen machen werden und dass sie Leute motivieren solle, damit sie kommen und mitmachen... aber wir haben nie mehr was von ihr gehört. Wenn was fertig gemacht ist, dann will jeder was drin anpflanzen, aber so einen Reifen besorgen, schneiden und um drehen, auch wenn er in ihrem Hinterhof liegt und voller Wasser steht und damit eine gefährliche Brutstätte für Dengue-Mücken ist, ja das ist zu viel verlangt, entschuldigt bitte meinen Zynismus. Aber bei meinen eigenen Nachbarn ergeht mir das leider so. Die 6te Klasse hat die Blumentöpfe vorerst in ihr Klassenzimmer eingeschlossen, denn es hätte keinen Sinn da jetzt was anzupflanzen, wenn sie jetzt 2 Monate lang Ferien haben wo es ja eigentlich nicht regnet. Anfang März werden wir dann noch mehr Reifen mit anderen Klassen und deren Eltern bearbeiten und so hoffentlich dann einen kleinen Schrebergarten mit feinen Kräutern darin anpflanzen: Hierba Buena, Cilantro...

Also dann wünsch ich euch alles Frohe und Liebe,

von Herzen, Karen