Umwelterziehungsprojekt Ometepe, Nicaragua


Projektbeschreibung

Unser Projekt wird vom „Comité Comunitario de Proyectos de Balgue“ – Gemeinschaftsausschuss für Projekte in Balgue – betreut. Der Vorstand dieses Ausschusses wird von 7 Personen aus der Gemeinschaft gebildet, die verschiedene soziale Bereiche vertreten. Der Ausschuss hat keine politische oder religiöse Ausrichtung, es geht ihm nur um das Recht aller Menschen, in einer sauberen und gesunden Umwelt zu leben. Der Vorsitzende ist Herr Luis Damián Ortiz und Leiterin des Projekts und Finanzbeauftragte ist Frau Karin Allgeier, eine Deutsche, die seit 27 Jahren die nicaraguanische Staatsangehörigkeit angenommen hat.

Wir sind ein Projekt, das sich als ein Vorhaben von der Basis für die Basis versteht und arbeiten nach dem Prinzip des „learning by doing“. Wir arbeiten vor allem in Balgue, im Bereich des Cerro Maderas und auf der Insel Ometepe überhaupt, und tun dies mit Kindern und Jugendlichen, mit Frauen und Familien auf dem Land. Unsere Schwerpunkte sind Umwelterziehung, Gemüsegarten im Hof, Kräutergarten, Müll-Recycling und Gemeinschaftsarbeit. Zur Unterstützung dieser Vorhaben wurde auch die Theatergruppe „Cositas que brillan“ ins Leben gerufen, die spielerisch und darstellerisch vor allem das Thema Umwelterziehung sehr prägend unter die Leute bringt. Oft ist es so, dass die selbstkreierten Stücke - mit etwas Humor durchsetzt - besser ankommen als ein trockener Vortrag. Diese Theatergruppe reist auf der Insel von Schule zu Schule und von Dorf zu Dorf, um die Menschen auf das große Problem der Umweltverschmutzung aufmerksam zu machen. Dafür bekommen die Amateur-Schauspieler keinerlei Bezahlung.

An inzwischen 12 Grundschulen und an 6 weiterführenden Schulen auf der Insel arbeiten wir bereits im Rahmen der Umwelterziehung und haben an jeder Schule zwei Lehrer fortgebildet, die innerhalb ihrer Schulgemeinschaften als Multiplikatoren tätig sind. Die Ausbildung von Multiplikatoren ist einer der Grundsteine unseres Umweltschutzprojektes. Einmal im Monat bieten wir eine Fortbildung für die 30 Lehrer des Cerro Concepción in der Grundschule „Koos Koster“ in Altagracia an, weil diese Schule beispielhaft arbeitet. Weiterhin wird eine gleichgeartete Fortbildung an der Grundschule in Balgue durchgeführt, an der ca 10 Lehrer des Cerro Maderas teilnehmen. Am Anfang machten wir nur eine Veranstaltung, aber die Entfernungen auf der Insel machten es nötig, näher an die Lehrer heranzukommen. Im Februar machten wir z.B. eine erste Fortbildung zum Thema der Mülltrennung und vertieften dann in Richtung Bio-Müll. Dabei wird auch Humus und Naturdünger hergestellt.

Nach den Fortbildungen besuchen wir die verschiedenen Schulen und führen die gelernten Strategien mit Schülern und Lehrern praktisch durch. „Learning by doing“ ist hier die einzige Art, das Verhalten der Menschen der Umwelt gegenüber nachhaltig zu verändern. Die Komposthaufen dienen dann als Grundlage für die Arbeit an Schulgärten und Warmbeeten vor Ort. Oft ist es so, dass die Lehrkräfte sehr motiviert von den Fortbildungen an ihre Schulen zurückkommen, dass aber diese Motivation aufgrund der fehlenden Werkzeuge und Materialien, der Alltagsschwierigkeiten und der teilweise nur wenig ausgeprägten Lernbereitschaft ihrer Schulgemeinschaften nicht bestehen kann. Man muss also zunächst die Lehrkräfte gewinnen, muss sie aber dann auch in der Praxis unterstützen und eine gewisse Zeit lang begleiten, bis sie eigenständig weiterarbeiten können. Erst nachdem sie die ersten Erfolge gesehen haben, können sie bestimmte Vorhaben relativ selbständig aufrecht erhalten oder gar neue aufbauen.

Normalerweise rechnen wir mit der sehr wichtigen Unterstützung der freiwilligen Jugendlichen aus Deutschland, die die verschiedenen Facetten unseres Projektes nachhaltig beeinflussen. Trotzdem ist es wichtig, vor Ort Personen heranzubilden, die später als Multiplikatoren tätig werden können, damit die Idee der „Hilfe zur Selbsthilfe“ auch greift. Weil aber die Menschen selber keinerlei Zusatzkosten z.B. für Fahrten und Ernährung übernehmen können, versuchen wir die Freiwilligen und die Multiplikatoren vor Ort so gut miteinander zu vernetzen, dass die nötige Nachhaltigkeit gewährleistet werden kann. Dies geht aber unmöglich ohne eine Grundfinanzierung, die wir jedes Jahr aufs Neue suchen müssen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt unserer Arbeit ist die Einbeziehung der Eltern in die Umweltprojekte an den Schulen. Hierfür werden Kultur- und Kinoabende veranstaltet, an denen die Schulkinder Folklore-Tänze aufführen, unsere Theaterstücke vorgeführt werden und am Abend dann Kurzfilme zum Thema Umweltschutz und zu sozialen Brennpunkten gezeigt werden. Die Koordination vor Ort läuft immer über die engagierten Lehrkräfte und einige Schüler und Eltern. Für diese Veranstaltungen rechnen wir auch oft mit der Unterstützung anderer Organisationen, wie z.B. „Fundación Entre Volcanes“, „Amigos de la Tierra“, AMOJO und CPML.

Die Nicht-Regierungs-Organisation „Tecuilcan“ hat bereits viergeteilte Mülltonnen für die Mülltrennung an verschiedenen Orten auf der Insel aufgestellt. So sollen Bio-Müll, Plastik, Metall und Papier voneinander getrennt werden. Tatsache ist aber, dass die Leute den Müll nicht voneinander trennen und alles irgendwo hineinwerfen, was wiederum beweist, dass man bei der Umwelterziehung ansetzen muss. Nur so kann das Verhalten auf die Dauer geändert werden!

Im Rahmen der Auswertungsgespräche mit den Schulleitern und Lehrkräften haben diese auch noch andere Probleme der Kinder und Jugendlichen an uns herangetragen. Die Themen des Alkohol- und Drogenkonsums, wie auch das der teilweise extrem frühen Schwangerschaften sind immer wieder erwähnt worden, weshalb wir für dieses Jahr vorhaben, die Unterstützung einer Psychologin mit einzuplanen, die Beratungen an den Schulen und konkrete Maßnahmen mit betroffenen Jugendlichen in die Hand nehmen kann. In diesem Kontext sollte den Jugendlichen klar gemacht werden, dass wir Menschen auch zur Umwelt gehören und respektvoll mit unserem eigenen Körper umgehen sollten.

Weiterhin sind Arbeitsgemeinschaften für Malerei, Musik und Tanz geplant, mit denen wir die Arbeit der Theatergruppe unterstützen können, wenn sie an den Schulen das Umweltbewusstsein über die Kunst wecken will.

Die Insel Ometepe im Nicaragua-See ist mit ihren über 300 Km2 die größte Süßwasserinsel der Welt. In ihren Wäldern und an ihren Stränden gibt es Pflanzen und Tiere, deren Lebensraum gefährdet ist, unter anderem, weil die Schönheit der Insel den Tourismus anspornt. Diese gute Einnahmequelle für die an sich recht armen Menschen auf der Insel soll nicht beeinträchtigt werden, sollte aber so umweltverträglich wie nur möglich gestaltet werden. Daran arbeiten wir und bitten Sie um Ihre Unterstützung!

Mit vielem Dank im Voraus und freundlichen Grüßen,

Karin Allgeier

Projektleiterin