Umwelterziehungsprojekt Ometepe, Nicaragua


Umweltunterricht & Müllprojekt

Zusammenfassung

Das Projekt besteht aus drei wesentlichen Komponenten. Umwelterziehung mit Schwergewicht der Themen Müll und Wasser. Vor allem sollen Lehrer und Gemeindeleiter ausgebildet werden, damit diese Schüler und Bevölkerung weiterbilden können. Hierfür werden wir mit interessanten Didaktischen Materialien arbeiten. Vor allem DVD`s die wir mit Hilfe eines Beamers auf einer großen Leinwand präsentieren. Sowohl an Schulen, wie in Gesundheitszentren, also auch in Open-Air Dorfkinos. Fortbildung allein reicht leider nicht aus, denn es muss auch etwas Tatkräftiges passieren denn die Müllaufarbeitung ist ein großes Problem hier inzwischen. Manche Menschen denken, dass das wichtigste in der aktuellen Situation Nicaraguas, wo die meisten Menschen keine drei Mahlzeiten am Tag essen können, nicht gerade das Thema Müll ist. Hierzu aber ein Wichtiger Gedanke: Die Haupt Arbeits- und Einkommensquelle der Inselbewohner ist der Tourismus. Die Landwirtschaftlichen Produkte wie Reis, Bohnen, Mais und Weizen, werden zum Eigenbedarf angebaut. Lediglich Bananen, Wassermelonen und Sesam werden von der Insel exportiert. Das Müllproblem hängt direkt mit dem Tourismus zusammen, daher ist es also wichtig, dass wir beim anwachsenden Tourismus eine nachhaltige Lösung zum Thema Müll und Wasser finden. Denn wenn der Müll überhand nimmt und das Wasser knapp wird, dann schädigt das den Tourismus, und damit die Haupt Einkommensquelle der Inselbewohner und natürlich auch unser wunderschöne und einzigartige Natur. Um also konkret dem vielen Plastikmüll zu Leibe zu rücken, ist der Aufbau einer Schreddermaschine geplant. Hiermit werden die Plastikflaschen aus PET zerkleinert. So können wir sie von der Insel aufs Festland Schiffern, um sie an Recycling Fabriken zur Wiederaufarbeitung zu verkaufen. Also was heute ein zunehmendes Umweltproblem für uns ist, kann Morgen sogar zu einer bescheidenen Einkommensquelle werden. Die dritte Komponente ist der Gedanke, weniger Wasserflaschen zu verkaufen, indem wir ein einfaches Filtersystem promovieren, damit man die Wasserflaschen mehrmals wieder auffüllen kann. Außerdem wird so die Qualität des Trinkwassers im allgemeinen verbessert. Denn wenn es stark regnet kommt das Trinkwasser oft sehr aufgewühlt aus der Leitung. So erkranken vor allem die Kinder oft an Magendarm-Entzündungen wie auch an Parasiten. Daher sind die beiden wichtigsten Themen der Umwelterziehung also Müll und Wasser, weil es einfach mit die wichtigsten Grundlagen für ein Gesundes Leben der Gemeinden auf Ometepe sind. Natürlich ist die Wiederaufforstung im Thema Wasser mit einbezogen, denn die Bäume schützen ganz wesentlich unser Grund- und Quellwasser. Hiermit schließt sich also der Kreislauf der drei Komponenten dieses Projektes.

Das Projekt im Detail


Problemstellung:

Ometepe ist die einzige Insel mit zwei Vulkanen inmitten eines Süßwasser-Sees der Welt. Mit einer Oberfläche von 276 km2 und einer Bevölkerung von ungefähr 30,000 Einwohnern, ist sie ein sehr beliebtes Tourismus-Ziel. Rund 20,000 Touristen aus aller Welt besuchen sie jährlich.

Grafik: Landkarte der Insel Ometepe

Wichtig ist aber dieses wunderschöne Naturparadies, welches unter vollkommenem Naturschutz steht, auch so zu erhalten. Bei der aktuellen Müll-Situation ist das jedoch sehr problematisch. Lediglich im Innenbereich der beiden Haupt Kleinstädten, Moyogalpa (2,684 Einwohner) und Altagracia (1,260 Einwohner), wird der Müll von der Stadt eingesammelt und auf eine Mülldeponie gebracht. Sowohl die Mülldeponie von Moyogalpa als auch die von Altagracia sind etliche Kilometer abseits der Hauptstraßen, was erschwert dass die restliche Bevölkerung ihren Müll auch dahinbringt. Auf der abgelegeneren Seite der Insel um den Vulkan Maderas hingegen gibt es gar keine Müllkippe.

Plastik-Sammelstelle in La Palma - maßlos überfüllt

Laut einer Studie der Abfallproblematik auf Ometepe, die von der GTZ durchgeführt wurde, sind die Plastikflaschen aus PET der Haupt-Müll und landen meistens in den Hinter Höfen der Familien und letztlich nach einem starken Tropischen Regenfall dann in See. Der Xolotlan-See ist eine der Haupt Trinkwasserquellen verschiedener gebiete Nicaraguas. Natürlich hat dieser angeschwemmte Müll sehr negative bis katastrophale Auswirklungen. Ja aber wohin mit diesen vielen Plastikflaschen?

Auf dem Festland gibt es schon einige Recycling-Projekte, aber die Flaschen so ganz, also unzerkleinert, von der Insel runterzukriegen ist zu teuer, wegen ihres großen Volumens. Daher wäre es angebracht die Flaschen, mit Hilfe einer Schreddermaschine in kleine Schnitzel zu verarbeiten. So können sie dann auch direkt exportiert werden um in anderen Ländern wieder in was Neues verarbeitet zu werden. Daher also die Idee einer Schreddermaschine, um endlich mal konkret was zu machen. Seit 2006 machen wir Umwelterziehung an den verschiedenen Schulen des Vulkans Maderas. Dieses Projekt wird von Helft uns Helfen seitdem unterstützt, aber wichtig ist was mit dem Müll passiert, nachdem er von den Schülern eingesammelt wurde. Sonst wird der Müll ja nur von einem Ort an den anderen gefahren, aber das Problem bleibt auf der Insel.

Die Müll-Problematik ist so ein wichtiger Teil der Umwelterziehung hier, dass es gut wäre, wenn wir diese spezielle Problematik an allen Schulen unterrichten könnten. Daher ist es auch ein Teil dieses Projektes, mit guten didaktischen Materialien die Lehrer aller Schulen hier fortzubilden. Damit diese wiederum das Thema Müll in ihren Unterricht mit eingliedern. Nur so kann man in den Menschen hier auf Dauer ein neues Bewusstsein wecken. Denn hier ist es gang und gebe den Müll einfach auf den Boden zu schmeißen, was ja in früheren Jahren wo es noch kein Plastik gab auch gar nicht so falsch war, da alles organisch war. Die Menschen hier, ob jung oder alt, haben einfach keine Ahnung was für schädliche Konsequenzen all dieser Plastik-Müll hat. Für diese Fortbildungsarbeit der Lehrer und auch der Schüler, brauchen wir einen Beamer. Wir haben sehr gute Umweltfilme zum Thema Entwaldung, Wasserverschmutzung und auch zum Thema Müll und Recycling. Wenn man die Filme in einem kleinen Fernseher sieht oder auf einer großen Leinwand, ist ein großer Unterschied. Wir haben hier schon Kinoabende gemacht und als Vorschau einen Umweltfilm gezeigt und das hat die Menschen hier im Dorf sehr beeindruckt und zum Nachdenken angeregt.

Die Dritte Komponente des Projektes ist durch folgenden Gedanken entstanden. Wie können wir diese vielen Trinkwasserflaschen reduzieren. Der beste Müll ist der, den man gar nicht erst produziert. Einige Hotels hier bieten das auch schon an, nämlich das wieder auffüllen derselben Wasserflasche. So kauft man einmal eine Flasche, aber dann zahlt man nur noch einen kleinen Betrag um sie wieder aufzufüllen. Eines der dafür geeigneten Filtersysteme heißt „Filtron“ und wird hier in Nicaragua hergestellt. Es besteht aus einem Filter der aus Ton, mit bestimmten natürlichen Zusätzen, gebrannt wird. Dieser Filter hängt in einem Eimer, der unten einen Wasserhahn dran hat und obendrauf natürlich einen Deckel, damit alles schön hygienisch ist. Dieses Filtron Wasser-Filter-System wollen wir an allen Wasser-Verkaufs-Geschäften, Hostels, Hotels und den vielen kleinen All-Waren-Läden promovieren. Hier wohnen auf viele Freiwillige Mithelfer bei Familien, wo es auch sehr angebracht wäre. Die Idee ist, dass Läden die Filtron langsam abzahlen und dass man dann Filtrones mit diesem Rotierenden Fonds für die anderen Familien des Dorfes kaufen kann. Hierzu gehören natürlich auch wieder die entsprechenden Aufklärungs- und Erziehungs- Programme, an Lehrer, Schüler und die Bevölkerung generell.

Zielgruppe:

Bezüglich der Umwelterziehung sind die Lehrer und Schüler die Hauptzielgruppe. Gemeinde-Komitees, Gesundheitswesen und ebenfalls die verschiedenen Religiösen Gruppen sind Ansprech-Partner für die verschiedenen Fortbildungen. Was den Müll-Shredder angeht werden wir vor allem die Hotels und Hostals, sowie andere Geschäfte ansprechen, damit sie wissen wo sie was und wie abliefern können, damit es geschreddert wird. In Bezug auf die Wasserfilter, werden wir uns vor allem mit dem Wasser-Komitee von Balgüe und Madroñal organisieren. Natürlich auch mit den Gesundheitsbrigaden um so gemeinsam an die allgemeine Bevölkerung zu treten. Die Zielgruppe aller drei Komponenten des Projektes ist die Bevölkerung von Ometepe, aber nur zusammen, in Koordination mit den verschiedenen Organisationen, werden wir langsam aber sicher ein Umweltbewusstsein erreichen. Nur solch ein Bewusstsein kann längerfristige Änderungen in den Angewohnheiten der Menschen hier bewirken.

Projektziele:

  • Ein Umwelt- und Wasserbewusstsein bei der Bevölkerung erwecken, durch regelmäßige Vorträge der verschiedenen Umweltproblematiken mit Schwerpunkt Müll und Wasser, um so dieses einzigartige Naturparadies und seine Bewohner zu schützen.
  • Durch verschiedene Praktische Aktionen die Müll-Problematik der Insel verbessern, indem der recyclebare Müll, soweit wie möglich von der Insel runterkommt und auf dem Festland wieder aufgearbeitet werden kann und so unser Insel-Ökosystem zu entlasten.
  • Durch Filtron Wasser-Filter eine alternative zum hohen Konsum an Plastik-Wasserflaschen zu ermöglichen, indem man eine Nachfüll-Möglichkeit in den Haupt-Tourismus-Gebieten anbietet.
  • Ein Wasser-Bewusstsein an die Inselbewohner vermitteln, um sie so zum Gebrauch der Filtrones zu motivieren und damit die Parasiten und Magen-Darm- Erkrankungen in der Bevölkerung zu senken.
  • Eine Müll-Recycling Möglichkeit bieten, durch eine Schreddermaschine die Plastikflaschen zerkleinert, um sie so von der Insel zu Schiffern und an Recycling Fabriken verkaufen zu können.
  • Durchführen von praktischen Müll- und Trinkwasseraktionen zusammen mit Schülern, Lehrern und Gemeindeverantwortlichen, damit das neue Bewusstsein auch wirklich etwas an der Müll und Wasser-Realität der Insel verändert.

Aktivitäten zur Erreichung der Projektziele:

  • Umweltworkshops mit praktischer Information, Filmen, Powerpoint-Shows, DVDs die wir per Beamer vorzeigen um so Lehrer und Gemeinde-Leiter als Multiplikatoren auszubilden.
  • Kinotage zum Thema Müll und Wasser an den Grund- und Oberschulen, um so ein Umweltbewusstsein bei Schülern und Lehrern zu erwecken.
  • Kinoabende in den Gemeinden, wobei wir auch Repräsentanten von öffentlichen Institutionen und privaten Organisationen einladen werden um so gemeinsam ein Umwelt-Bewusstsein zu schaffen.
  • In allen Workshops und Kinotagen und Abenden, werden wir auch zeigen wie die Schreddermaschine funktioniert und wie die gesammelten Flaschen an der Sammelstelle angenommen werden und alle weiteren Details.
  • Gemeinsame Müll-Kampagnen um die Plastikflaschen einzusammeln und mit dem schreddern zu beginnen. Die 4te und 5te Oberschulklasse werden aktive Teilnehmer dieser Kampagnen sein. Sie werden gemeinsam mit verschiedenen Klassen Müll-Tafeln erarbeiten um so bei den Schülern ein Bewusstsein zu schaffen, welcher Müll wie lang zum verrotten braucht.
  • Schreddermaschiene kaufen, und die Personen die es bedienen werden, dementsprechend auszubilden. Das dazugehörige Häuschen bauen und so auf dem Gelände und mit dem ausgebildeten Personal von Sonia Kofler, mit dem zerkleinern der Plastikflaschen aus PET zu beginnen.
  • Filtron Wasser-Filter Kampagne um das Funktionieren des Filters zu erläutern und zu Sehen welche Hotels, Hostels und andere Geschäfte das Flaschen-Nachfüll-System anbieten wollen.
  • Wasserfilter an den verschiedenen Orten installieren, mit der gegebenen Nachfolgearbeit. Außerdem werden wir mit den Rückzahlungen den revolving fondus für die Filter der Gemeinde starten.
  • Verteilen der weiteren Filter in der Gemeinde, zuerst an die Familien die Säuglinge und Kleinkinder haben, später an die ganze Bevölkerung soweit möglich.

Wenn der Müll nicht fortgeschafft werden kann, dann dem Müll eine neues Leben bescheren: beispielsweise Mülleimer...

Schüler bauen aus Plastikflaschen Mülleimer.

...oder Sitzbänke aus Plastikflaschen

Kunststoffflaschen werden einzementiert um Sitzbänke zu schaffen. Dies spart zum einen Zement und verringert zugleich das Aufkommen an Müll.